Foto: Harald Kröher

 

Die Stadt der Rosen und Rosse – Zehn historische Fakten über die Herzogstadt Zweibrücken (Teil 3)

Autoreninfo Victoria Titze
Nun wissen wir schon eine ganze Menge über Pirmasens und Kaiserslautern, aber wie sieht es eigentlich mit Zweibrücken aus? Auch die Herzogstadt hält ein paar sehr interessante Fakten bereit. Also lasst uns erneut in die Geschichte eintauchen und herausfinden, was Zweibrücken, die „Stadt der Rosen und Rosse“, so besonders macht.
1. Zwei Brücken geben den Namen

Kurz vor der Stelle, an der Hornbach und Schwarzbach zusammenfließen, bildete sich in der Mitte einer Flussschleife des Schwarzbachs eine dreieckige Insel. Auf dieser Insel ließ die Grafschaft von Saarbrücken eine Burg errichten, deren einziger Zugang zwei Brücken waren. Dies führte zur Namensgebung der Stadt Zweibrücken. Die erste urkundliche Erwähnung war um 1170 und am 16. April 1352 wurde der Stadt durch Karl IV. die Stadtrechte verliehen. Die Stadt lag an einer strategisch wichtigen Stelle. Sie sicherte die Flussübergänge der Handelsstraße zwischen Lothringen und der Rheinebene. Die heutige Fußgängerzone entspricht der mittelalterlichen Salzstraße. Von 1410 bis 1793 war Zweibrücken sogar die Haupt- und Residenzstadt des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken. Heute hat Zweibrücken den Titel der kleinsten kreisfreien Stadt Deutschlands inne. Von der ursprünglichen Burg ist heute nichts mehr übrig. Viele Kriege und Brände hatten ihren Tribut gefordert. 1585 wurde das erste Zweibrücker Schloss an der Stelle der ehemaligen Burg errichtet. Doch auch dieses fiel dem Krieg zum Opfer. Nach erneutem Wideraufbau 1965 ist das Schloss Zweibrücken nun Sitz des Pfälzischen Oberlandesgerichtes.

Brücke
Brücke (Foto: Free-Photos, Pixabay)  
Alexanders- und Karlskirche
Alexanderskirche (oben) und Karlskirche (unten) (Foto: Harald Kröher)  
2. Reformation in Pfalz-Zweibrücken
1523 bekennt sich Pfalz-Zweibrücken als eines der ersten Territorialfürstentümer zum Protestantismus. Die erste Stadtkirche wurde zwischen 1493 und 1515 zentral in der Stadtmitte unter Leitung des Baumeisters Philipp Steinmetz errichtet. Damals noch unter dem Namen „Neue Kirche“ ist sie seit 1817 unter dem Namen „Alexanderskirche“, in Erinnerung an ihren Erbauer Herzog Alexander von Pfalz-Zweibrücken, bekannt. Die Kirche wurde mehrmals durch kriegerische Auseinandersetzungen zerstört, aber jedes Mal wieder aufgebaut bzw. neu errichtet. Durch den Pfälzischen Erbfolgekrieg ist die Stadt in schwedische Herrschaft übergegangen. König Karl XII. stammte von der Linie Pfalz-Zweibrücken ab. Somit war er sowohl König von Schweden als auch Herzog von Pfalz-Zweibrücken. Der König besaß den lutherischen und nicht den protestantischen Glauben und ließ aus diesem Grund ein neues Gotteshaus in seinem Namen errichten: die Karlskirche, welche zwischen 1708 und 1715 erbaut worden ist. ​
3. Vom Lustschloss zum Romantikhotel
1714 gewährte König Karl XII. dem gewählten, aber vertriebenen Polenkönig Stanislaus Leszczynski in seinem Herzogtum Asyl und ernannte ihn zum „Herzog in Stellvertretung“. Der beliebte König ließ sein Lustschloss „Tschifflik“, auf dem Gelände der heutigen Fasanerie, am Stadtrand errichten. „Tschifflik“ ist an das osmanische Wort „Çiftlik“ angelehnt, was so viel wie Landgut bedeutet und erinnert an das Exil Stanislaus in der Türkei, wo ihm und König Karl XII. ein Landgut als Wohnsitz überlassen worden ist. Das Lustschloss ist ein Symbol für die traditionelle Deutsch/polnisch/schwedische-Freundschaft. Stanislaus bewohnte die fertige Anlage jedoch nie. Nach dem Tod Karl XII. im Jahr 1718 übernahm Herzog Gustav Samuel Leopold (1670-1731) den Herzogensitz und ließ ihn fertig stellen. Stanislaus ging daraufhin nach Weißenburg im Elsass. Herzog Christan IV. nahm ab 1748 große Veränderungen an „Tschifflik“ vor. Mit der Errichtung einer Fasanerie im Gartenbereich zwischen 1757 und 1769 erhielt das Gelände seinen heutigen Namen „Fasanerie“. Während der Französische Revolution kam es zu kriegerischen Unruhen, was zur Folge hatte, dass das Gelände verstaatlicht wurde. Große Teile des Geländes wurden dem Landgestüt Zweibrücken zur land- und forstwirtschaftlichen Nutzung zugesprochen. Seit Beginn des 20. Jhdt. wurde das Gelände als Volkspark mit Ausflugslokal genutzt, an dessen Stelle heute das „Romantikhotel Landschloss Fasanerie“ steht.
Fasanerie
Romantikhotel Landschloss Fasanerie im Frühling (Foto: Gürel Sahin)
Rosengarten
Rosengarten (Foto: Anna Wojtas)  
4. Eine Vielfalt an Rosen
Direkt an das Romantikhotel grenzt der Wildrosengarten, der seit 1976 den eigentlichen Rosengarten ergänzt und Teil der Fasanerie ist. Ein ca. drei Kilometer langer Weg, der „Rosenweg“, verbindet die beiden Gärten miteinander. Der „Verein Pfälzischer Rosenfreunde“, seit 1947 „Verein der Rosenfreunde Zweibrücken“, legte bereits im Jahr 1912 den Grundstein zur Entstehung des Rosengartens inmitten von Zweibrücken. Die Eröffnung des Rosengartens erfolgte kurz vor Beginn des ersten Weltkriegs 1914 unter Anwesenheit von Prinzessin Hildegard von Bayern. Während des 1. Weltkriegs diente er den Soldaten als Erholungsort. Im 2. Weltkrieg wurden große Teile des Gartens zerstört und mithilfe der Stadt, welche aus finanziellen Gründen den Rosenarten übernahm, wieder aufgebaut. Heute umfasst er ganze 4,5 ha, mit etwa 45.000 Rosen in 1.500 Sorten und viele weitere Stauden und Gehölze. Im Stadtteil Ixheim befindet sich zudem der Garten Rücker mit 10.000 Quadratmetern Nutzfläche und Teilgärten ganz verschiedener Art.
5. Zweibrücken und die Pferde
1755 gründete Christan IV. das Zweibrücker Landesgestüt und begann mit der Züchtung der Pferderassen „Zweibrücker“ und „Anglo-Araber“, welche sich sehr gut für die Kavallerie und Kurierdienste eigneten. Heute befindet sich das Landesgestüt auf dem ehemaligen Gelände des Palais Forbach, ein kleines Schlösschen welches Christian IV. seiner Frau, Gräfin von Forbach 1758 errichten ließ. Napoléon Bonaparte schätzte die Zweibrücker Pferde sehr. Im Jahr 1811 erhielt das Landesgestüt ein ganz besonderes Geschenk. Napoléon vermachte ihnen seinen arabischen Hengst Fayoum. 1960 fand eine Umstrukturierung des Gestüts statt. Fort von Pferden für Kavallerie und Landwirtschaft hin zu Pferden für die Freizeitgestaltung und den Reit- und Fahrsport. Das Landesgestüt Zweibrücken gilt heute als Knotenpunkt des Reitsports im Süd-Westen. Die Zweibrücker Pferde sind auch weiterhin sehr gefragt. So zählen sie unter anderem zu den Siegerpferden bei den olympischen Spielen. Um die Qualität der Zweibrücker Pferde unter Beweis zu stellen fand 1821 das erste erwähnte Pferderennen Deutschlands in Zweibrücken statt. 1898 wurde der Pfälzische Rennverein Zweibrücken e.V. gegründet. Aufgrund der vielschichtigen und strengen Leistungsprüfungen sind die Zweibrücker Pferderennen weit über die Westpfalz hinaus bekannt. Bei den Prüfungen geht es um Kraft, Ausdauer, Geschicklichkeit, Kompetenz und Schnelligkeit.
Pferderennen
Pferderennen in Zweibrücken (Foto: Dieter Schädrich)    
Kapitulation bei Yorktown
Kapitulation von Lord Cornwallis bei Yorktown, Gemälde von John Trumbull (Foto: Free Pic, PD by age)  
6. Yorktown – geschichtsträchtige Freundschaft
Seit 1978 sind die Städte Yorktown in Virginia und Zweibrücken Partnerstädte. Diese Freundschaft ist auf ein besonderes historisches Ereignis zurückzuführen. Somit spielte Zweibrücken eine wichtige Rolle bei einer der entscheidenden Schlachten im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Christian IV. gründete 1757 das Freiwilligenregiment „Royal Deux Ponts“. Unter Führung seiner zwei Söhne Wilhelm und Christian, Grafen von Forbach, eroberte das Zweibrücker Freiwilligenregiment „Royal Deux Ponts“ auf Seiten der Rebellenstaaten 1781 Yorktown. Die englischen Truppen mussten daraufhin kapitulieren. Dank des entscheidenden Kampfes sind Yorktown und Zweibrücken nun Partnerstädte. Neben Yorktown hat Zweibrücken außerdem Partnerschaften seit 1959 mit Boulogne-sur-Mer in Frankreich sowie seit 1997 mit Barrie in Ontario in Kanada.
7. Stadt des Rechts
1832 fand das Hambacher Fest auf dem Hambacher Schloss statt. Es gilt als die „Wiege der deutschen Demokratie“. Die Vorbereitungen für das Fest wurden in Bubenhausen, ein heutiger Stadtteil Zweibrückens getroffen. Dort trafen sich die Hauptakteure Siebenpfeiffer, Wirth und Schüler zur Gründung des „Deutschen Preß- und Vaterlandsvereins“ für Demokratie und Pressefreiheit. Des Weiteren wurde das eingangs erwähnte Zweibrücker Schloss ab 1867 komplett zum Justizpalast umgebaut. 1879 löste dann das Landesgericht das Bezirksgericht sowie das Oberlandesgericht das Appellationsgericht ab. Im 2. Weltkrieg ist das Herzogschloss fast vollständig zerstört worden. Der Wiederaufbau erfolgte nach den ursprünglichen Originalplänen des Architekten Jonas Erikson Sundahl in vornapoleonischer Form. 1965 zog dann das Pfälzischen Oberlandesgerichts in das wiederaufgebaute Schloss ein. Auch das Land- und Amtsgericht sowie die Generalstaatsanwaltschaft und Justizvollzugsanstalt sind in Zweibrücken ansässig. Somit gilt die Stadt bis heute als Stadt des Rechts.
Zweibrücker Schloss
Zweibrücker Schloss (Foto: Christian Weidler)  
Weiße Kaserne
Weiße Kaserne (Foto: Harald Kröher)  
8. Totale Zerstörung: 2. Weltkrieg
Im 2. Weltkrieg ist Zweibrücken fast vollständig zerstört worden. Auf dem Gebiet des ehemaligen deutschen Reiches war es die Stadt mit der höchsten Zerstörungsquote. Entsprechend hat es Überlegungen gegeben, ob sie überhaupt wieder aufgebaut werden soll. Ende der 50er Jahre zählte die Stadt jedoch schon über 30.000 Einwohner. Dies war unter anderem auf Eingemeindungen, welche bis ins Jahr 1972 zurück reichen, zurückzuführen. Durch die große Zerstörungsrate nach dem 2. Weltkrieg lag die Priorität vorrangig auf dem Wohnungsbau. Somit konnten nur wenige historische Gebäude wieder aufgebaut werden. 1956 wird Zweibrücken außerdem zur Vier-Garnisonen-Stadt. Damit zählt sie neben Berlin zur einzigen Vier-Garnisonen-Stadt in Deutschland. Es gab eine französische Garnison (1945-1977), eine kanadische Garnison (1953-1969), eine US-amerikanische Garnison (1952-1993) und ab 1956 waren hier auch deutsche Truppen stationiert. Die Amerikaner waren sowohl direkt als auch indirekt der größte Arbeitgeber in Zweibrücken. Mit dem Abzug der amerikanischen Streitkräfte 1993 verlor die Stadt knapp ein Drittel der Bevölkerung und auch Kaufkraft.
9. Konversion – Herausforderung und Chance

Über ein Drittel der Stadtfläche wurde als Militärfläche genutzt. Dadurch entstanden nach Abzug der Truppen riesige Konversionsflächen. Auf der Konversionskonferenz der UNO wurde Zweibrücken als weltweit größten Konversionsfall bezeichnet. Die Neugestaltung der Militärflächen war zunächst eine Herausforderung, bot gleichzeitig aber auch eine große Chance. Somit sind durch das Drei-Säulen-Konzept auf dem Flugplatz neben dem weitergeführten Flugbetrieb auch ein Multimedia-Internet-Park (MIP) für Existenzgründende und junge Unternehmen aus dem Bereich Multimedia und Internet und das Zweibrücken Fashion Outlet (ZFO) entstanden. Das ZFO, früher unter dem Namen Designer-Outlets Zweibrücken (DOZ) bekannt, war zu seiner Bauzeit das größte Fabrikverkaufszentrum Deutschlands. Auf dem ehemaligen Kasernengelände der US-Army auf dem Zweibrücker Kreuzberg steht heute die Fachhochschule.

Fashion Outlet
Fashion Outlet Zweibrücken (Foto: Dr. Hans-Günther Clev)  
Sternwarte

R2-D2 Sternwarte (Foto: Jens Theobald)

10. R2-D2 und die Volkssternwarte

Im August 1999 hat es das große Ereignis einer totalen Sonnenfinsternis gegeben. Das heißt der Mond bedeckt, aus Sicht des Beobachtenden, vollständig die Sonne. Die nächste Sonnenfinsternis wird es am 12. August 2026 geben. Wobei in Deutschland nur eine partielle Sonnenfinsternis zu sehen sein wird. Dieses Spektakel von 1999 war der Anlass, um das Projekt „Sternwarte“ ins Leben zu rufen. 2002 errichtete der „Naturwissenschaftliche Verein zu Zweibrücken e.V.“ (NAWI) die Volkssternwarte Zweibrücken auf dem Campus Zweibrücken der Hochschule Kaiserslautern. Berühmtheit erlangte diese 2019 durch den Schauspieler von Luke Skywalker, Mark Hamill. Dieser twitterte ein Bild der Sternwarte, welche seit 2018 im Design des Roboters R2-D2 aus den Star-Wars-Filmen gestrichen ist.

Interesse geweckt? Dann schaut doch mal ins WestpfalzWiki. Hier gibt es viele weitere spannende Fakten zu unserer Region, zum Stöbern oder Vertiefen.

Euch fehlt eine wichtige Information? Dann schreibt uns gerne unter oder ergänzt das WestpfalzWiki einfach selbst!

Verwandte Themen

Teilen
Link kopieren
Mailen
Drucken