Wer sind wir? Woher kommen wir?
Ein Ausflug in die Pfälzer Regionalgeschichte.

Ob Friesen, Sachsen, Schwaben (Sueven) oder Bayern (Bajuwaren) – zahlreiche Regionen in Deutschland sind benannt nach germanischen Stämmen, die einst dort heimisch waren.

Ist die Pfalz also nach dem Stamm der Pfälzer benannt? Nein, den gab es nicht, denn die pfälzische Geschichte wurde von vielen verschiedenen Völkern geprägt.

In unserem Beitrag haben wir ein bisschen weiter ausgeholt und nehmen euch mit auf eine kleine Tour durch die bewegte Vergangenheit unserer Region, ihrer Bewohner und ihrer Zugehörigkeit.

Die Kelten – erste große Kultur der Westpfalz

Gründeten eine Großsiedlung auf dem Donnersberg: Die Kelten vom Stamm der Treverer. Ein Teil des Ringwalls wurde am Donnersberg rekonstruiert. (Bild: Anna Wojtas)

Nachdem es erste Siedlungsspuren schon in der Jungsteinzeit gab, wurden in der Bronze- und Eisenzeit weite Teile der Westpfalz und angrenzende Regionen vom keltischen Stamm der Treverer besiedelt, nach denen die Römer auch die Stadt Trier benannten. Eines ihrer Machtzentren war vermutlich eine Großsiedlung (Oppidum) auf dem Donnersberg.

 Noch heute finden sich viele Relikte der keltischen Kultur in unserer Region, wie etwa zahlreiche Hügelgräber oder Fliehburgen wie die Heidenburgwarte bei Kreimbach-Kaulbach. In Rodenbach bei Kaiserslautern wurde ein Fürstengrab geöffnet und rekonstruiert, am Donnersberg wurden Reste des keltischen Ringwalls und sogar ein ganzes Keltendorf realitätsgetreu nachgebaut.

Nicht weit von der Westpfalz entfernt liegt außerdem der Nationalpark Hunsrück-Hochwald, wo die die keltische Geschichte ebenfalls eine große Rolle spielt – hier ensteht sogar ein nagelneuer Keltenpark.

Mehr Infos zum Thema Kelten:

www.donnersberger-kelten.de

www.verein-keltenwelten.de

Die Pfalz wird Teil des Römischen Imperiums

Auf dem Foto zu sehen: Der Teufelsstein bei Frankelbach, welcher nicht – wie früher angenommen – als Opferstätte genutzt wurde, sondern als römischer Steinbruch. (Foto: Martin Koch)

Um das Jahr 50 v. Chr. wurde die Region für rund 500 Jahre Teil des römischen Herrschaftsgebiets. Viele von den Römern angelegte Straßen und Wege existieren noch heute. Der bekannteste Römer-Ort in der Westpfalz ist der Vicus Eisenberg, der an der wichtigen Fernstraße zwischen Metz und Worms lag. Dank der großen Eisenerzvorkommen wurde die Siedlung zu einem Zentrum der Eisengewinnung und die Bewohner kamen zu großem Wohlstand. Eine Geschichte, die sich bis heute fortgesetzt hat: Noch heute wird am Standort Eisenberg in den traditionsreichen Gienanth-Werken Eisen gegossen.

Weitere Fundstellen befinden sich in der Nähe von Kaiserslautern: Auf einem Bergplateau bei Kindsbach wurden Überreste einer spätrömischen Höhensiedlung freigelegt, und auch zwischen Kaiserslautern-Erfenbach, Sambach und Otterbach gab es archäologische Ausgrabungen. Die Heidenfelsen bei Landstuhl gelten als das am besten erhaltene römische Quellheiligtum in Mitteleuropa. Und am Teufelsstein bei Frankelbach (siehe Foto) bauten die Römer Steine für den Bau von Straßen und Gebäuden ab.

Mehr Infos zum Thema Römer:

www.vicus-eisenberg.de

Alemannen und Franken – die Zeit der Völkerwanderung

Viel Bewegung gab es in Europa zur Zeit der Völkerwanderung, als das römische Reich zusammenbrach. Im Gebiet der heutigen Pfalz grenzten um 550 n. Chr. die beiden Herrschaftsgebiete der Alemannen (im Süden) und Franken (im Norden) aneinander. Die Franken entschieden den Machtkampf schließlich für sich und prägten in den folgenden Jahrhunderten die Geschichte Europas (Karte: Wikimedia CC)

In der Zeit der Völkerwanderung wurden die Römer durch Germanen vom Stamm der Alemannen verdrängt. Diese wurden um 500 n. Chr. wiederum durch die Franken besiegt, einem Zusammenschluss mehrerer germanischer Stämme aus der Region zwischen Rhein und Weser.

In den folgenden Jahrhunderten etablierten die Franken ein Großreich in Mittel- und Westeuropa, das unter Karl dem Großen († 814) seine größte Ausdehnung erfuhr – und dessen westlicher Teil heute als Frankreich bekannt ist.

An die fränkische Zeit erinnern in der Pfalz heute vor allem noch einige Ortsnamen: Zum Beispiel Frankenthal oder Frankenstein. Oder auch der als Frankenweide bezeichnete zentrale Teil des Pfälzerwaldes, der zu dieser Zeit noch weitgehend unbesiedelt war und als Viehweide genutzt wurde. Im heutigen Kaiserslautern enstand der Königshof Villa Luthra.

Mittelalter: Der Name Pfalz entsteht

Der berühmte Kaiser Friedrich I. Barbarossa ließ am bestehenden fränkischen Königshof in Kaiserslautern eine prächtige Kaiserpfalz errichten, die er und seine Nachfolger vorübergehend als Regierungssitz nutzten.

Die Region zählte im Mittelalter zum Kernland der römisch-deutschen Kaiser aus den mächtigen Geschlechtern der Salier und Staufer. So erreichte sie zu dieser Zeit eine herausragende Bedeutung: Hunderte von Burgen entstanden im Pfälzerwald und im Pfälzer Bergland.

Da die Kaiser viel unterwegs waren, errichte man als temporären Regierungssitz an verschiedenen Orten eine sogenannte Kaiserpfalz, die von einem Pfalzgrafen verwaltet wurde. Der Name Pfalz für eine temporäre Regierungsstätte leitet sich von dem Hügel Palatin in Rom ab, auf dem schon in der Antike der Kaiserpalast stand.

Kaiser Friedrich I. Barbarossa veranlasste den Bau der Kaiserpfalz im heutigen Kaiserslautern. Sein Geschichtsschreiber Rahewin beschreibt die Anlage wie folgt:

„In Kaiserslautern hat er [der Kaiser] ein königliches Haus aus roten Steinen errichtet und mit nicht geringer Pracht ausgestattet. Denn auf der einen Seite hat er es mit einer starken Mauer umgeben, die andere Seite umspült ein seeähnlicher Fischteich, der zur Weide der Augen wie des Gaumens alle Delikatessen an Fischen und Geflügel enthält. Daran stößt auch ein Park, der eine Fülle von Hirschen und Rehen Nahrung bietet. Die königliche Pracht all dieser Dinge und ihre Menge, die größer ist, als dass man sie schildern könnte, erweckt das Staunen der Beschauer.“

Neugierig, wie das ausgesehen haben könnte? Eine Gruppe von Studierenden der Hochschule Kaiserslautern hat sich an einer 3D-Rekonstruktion der Kaiserpfalz in ihrer natürlichen Umgebung versucht. Ob die Anlage tatsächlich genauso aussah, weiß natürlich niemand – sehenswert ist es aber in jedem Fall!

Auch die Burg Trifels bei Annweiler wurde eine der wichtigsten Burgen im Reich: Dort wurden zeitweise die Reichskleinodien (u.a. Krone, Zepter, Reichsapfel, Reichsschwert) aufbewahrt.

Die Burg Trifels bei Annweiler (Foto) wurde zu einer der wichtigsten Burgen im Reich, da dort zeitweise die Reichsinsignien aufbewahrt wurden (Foto: Harald Kröher).

Die Kurpfalz

Der pfälzische Kurfürst residierte im Heidelberger Schloss – auf diesem Gemälde von Jacques Fouquières ist auch der „Pfälzische Garten“ (Hortus Palatinus) zu sehen (Bild: Wikimedia CC).

Der größte Teil unserer Region gehörte seit dem Mittelalter zum Kurfürstentum Pfalz bei Rhein (kurz: Kurpfalz). Neben dem heutigen Gebiet der Pfalz gehörten zahlreiche weitere Territorien dazu, darunter auch die rechtsrheinische Region rund um Mannheim und Heidelberg, die heute noch als Kurpfalz bezeichnet wird. Das Heidelberger Schloss war die Residenz der Kurfürsten.

Die Kurpfalz befand sich für gut 600 Jahre, von 1214 bis 1803, im Besitz der Wittelsbacher – einem der ältesten deutschen Adelsgeschlechter. Ihr Wappen, der Pfälzer Löwe, befindet sich noch heute im rheinland-pfälzischen Landeswappen und auf vielen Gemeindewappen.

Der Pfälzer Löwe, ein über 800 Jahre altes Wappensymbol, ist auf zahlreichen Gemeindewappen unserer Region vertreten. Aber auch in Baden-Württemberg, Bayern und sogar Österreich taucht er häufig auf. (Wappen: Wikimedia CC).

Krieg und Migration

Der Dreißigjährige Krieg (1618 bis 1648) und der Pfälzische Erbfolgekrieg (1688-1697) hinterließen in der Region eine Spur der Verwüstung und sorgten für einen großen Bevölkerungsrückgang. Die anschließende Zeit war durch mehrere Zu- und Abwanderungswellen geprägt  (Bild: Wikimedia CC).

Im 17. Jahrhundert wurde die Pfalz durch den Dreißigjährigen Krieg und den Pfälzischen Erbfolgekrieg stark in Mitleidenschaft gezogen und verlor etwa 60 Prozent ihrer Bevölkerung. Durch Anreize des Kurfürsten siedelten sich anschließend Bauern und Handwerker aus Frankreich, Holland, England, Schottland und besonders aus der Schweiz und Tirol in der Region an.

In den Jahren 1717 bis 1732 erlebte die Pfalz allerdings auch eine Auswanderungswelle, als viele Pfälzer aus religiösen Gründen ein neues Leben in Nordamerika begannen. Noch heute sprechen knapp 500.000 Menschen in den USA pfälzische Dialekte. Besonders verbreitet ist das im Bundesstaat Pennsylvania gesprochene Pennsilfaanisch Deitsch, das durch den sehenswert Dokumentarfilm „Hiwwe wie driwwe“ auch bei uns an Bekanntheit gewonnen hat.

Die französische Pfalz

Die Nachbildung einer Ruhebank aus der napoleonischen Zeit steht an der ehemaligen Kaiserstraße in der Nähe von Mehlingen (Foto: Harald Kröher).

Nachdem sie bereits im Verlauf der Französischen Revolutionskriege in den 1790er Jahren durch französische Truppen besetzt worden waren, gehörten ab Anfang des 19. Jahrhunderts alle linksrheinischen Gebiete offiziell zur Republik Frankreich. Der größte Teil der Pfalz wurde im 1798 neugebildeten Département du Mont-Tonnerre (Donnersberg) zusammengefasst.

Auch der französische Kaiser Napoleon durchquerte im Laufe seiner Feldzüge mehrfach die Region mit seiner Armee. Eine besonders wichtige Verbindung zwischen Paris und Mainz wurde die Kaiserstraße in der Westpfalz (Route Impériale), die bisher als alte Römerstraße existierte und die er zur Heeresstraße ausbauen ließ. Auf beiden Straßenseiten wurden Pappeln gepflanzt, um Napoleons Armee Schatten zu spenden; außerdem gab es überdachte Ruhebänke (siehe Foto).

Napoleon hinterließ viele Spuren entlang der Kaiserstraße, so übernachtete er mehrfach in der Alten Posthalterei in Bruchmühlbach-Miesau und ließ im Eichelscheider Hof bei Waldmohr seine Paradepferde züchten. Auch der pfälzische Dialekt wurde durch die französische Besatzungszeit geprägt, so wurden zum Beispiel Wörter wie Schesslong (chaise longue = Sofa), malaad (malade = krank) oder die Aufforderung alla (allons = gehen wir; vorwärts, los) aus dem Französischen übernommen.

Die bayerische Pfalz

Speyer wurde Hauptstadt des Bayerischen Rheinkreises, der erst 1837 in Pfalz umbenannt wurde. Noch heute stehen in zahlreichen pfälzischen Städten ehemalige bayerische Verwaltungsgebäude, die das Stadtbild prägen (Bild: Wikimedia CC).

Nach dem Wiener Kongress wurde die Pfalz im Jahr 1816 zunächst unter dem Namen Rheinkreis Teil des Königreichs Bayern, erst 1837 erfolgte die Umbenennung in Pfalz.

Die Mitte des 19. Jahrhunderts in ganz Deutschland aufkommenden revolutionären Bewegungen ließen auch die Pfalz nicht unberührt. Berühmt ist das Hambacher Fest im Jahre 1832, bei dem zehntausende Menschen mit der Forderung nach nationaler Einheit, Freiheit und Demokratie zum Hambacher Schloss nahe des damaligen Neustadt an der Haardt (heute: Neustadt an der Weinstraße) zogen.

Zwischenzeitlich gab es sogar Versuche einer Revolution für eine unabhängige Pfälzische Republik. Das auch in den beiden Weltkriegen umkämpfte Gebiet blieb jedoch bayrisch bis zur Gründung des Landes Rheinland-Pfalz am 30. August 1946. Im Jahr 1956 gab es ein Volksbegehren für eine Rückkehr zu Bayern, das jedoch nicht die notwendige Unterstützung in der Bevölkerung fand.

Auch die bayrische Zeit hat unsere Region stark geprägt. Das zeigen zum Beispiel denkmalgeschützte Verwaltungsgebäude wie das Polizeipräsidium in Kaiserslautern (ehemals königliches Bezirkskommando) oder das heute als Kongresszentrum unter dem Namen Forum Alte Post bekannte königlich bayerische Postamt in Pirmasens. Und noch heute begrüßen sich viele Pfälzerinnen und Pfälzer gerne mit „Servus“.

Die Pfalz heute – vielfältig aus Tradition

Heute leben in der Westpfalz Menschen aus rund 150 Nationen.

Vielfalt und Internationalität liegen in unserer Natur, denn wir Pfälzer sind schon seit langer Zeit ein buntes Völkchen.

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