SPORT & FREIZEIT

Die Westpfalz – Heimat des Pferdesports

Dass es sich bei der Westpfalz um ein regelrechtes Pferdeparadies handelt, wissen vermutlich nur die Reitsportbegeisterten der Region. Wer einmal hoch zu Ross gewesen ist, der kann bestätigen: Reiten bedeutet mehr, als sich gemütlich durch die Landschaft schaukeln zu lassen. Hier sind neben Ausdauer und Koordination auch Balance sowie Einfühlungsvermögen für den Trainingspartner Pferd gefragt. Dass die Westpfälzer Reiter:innen dies alles beherrschen, zeigen mitunter die bei (inter-)nationalen Reitturnieren ergatterten Siegesschleifen. Wer zu den erfolgreichsten Sportlerinnen und Sportlern gehört erfährst du in diesem Blogbeitrag. Doch auch ohne die Teilnahme bei Turnieren können in der Westpfalz nahezu alle reiterlichen Disziplinen ausgeübt werden. Egal ob Freizeit- und Hobbyreiter oder doch ambitionierter Sportler – bei mehr als 80 Reitanlagen und 30 Pferdesportvereinen findet in der Westpfalz jeder sein persönliches Glück auf vier Hufen.

Dressur, Springen und Vielseitigkeit

Das Angebot an Disziplinen im Pferdesport ist in der Westpfalz mindestens genauso vielfältig wie die Zahl an unterschiedlichen Pferderassen. Zu den beliebtesten Disziplinen der englischen Reitweise, auch klassische Reitweise genannt, gehören das Dressur- und Springreiten sowie die Vielseitigkeit. Bereits seit 1912 können diese Disziplinen alle vier Jahre bei den Olympischen Sommerspielen auf den Fernsehbildschirmen verfolgt werden. Bei der Dressur zeigen die Pferd-Reiter-Paare verschiedene Aufgaben im Viereck, wie die drei Grundgangarten (Schritt, Trab und Galopp) in verschiedenen Tempi, Bahnfiguren aller Art bis hin zu Pirouetten. Beim Springreiten, das heute als Königsdisziplin angesehen wird, muss ein Hindernisparcours – möglichst fehlerfrei – überwunden werden. Die Vielseitigkeit, deren Ursprünge beim Military liegen, ist die wohl anspruchsvollste Disziplin: Hier müssen mit der Dressur, dem Springen und einem Geländeritt gleich drei Disziplinen gemeistert werden.

Angepasst an das jeweilige Können der Reiter:innen und Pferde werden auf Turnieren Prüfungen in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden angeboten: Von Klasse E = Eingangsstufe bis hin zur Klasse S = Schwer. Diese wirken sich zum Beispiel auf die Höhe der Hindernisse beim Spring- und Geländereiten oder auf die Schwierigkeit der geforderten Dressurlektionen aus. Die klassische Reitweise ist die deutschlandweit, so auch in der Westpfalz, am weitesten verbreitete und häufigste Reitweise. Mindestens genauso weit verbreitet ist das Freizeitreiten, das vorwiegend dem sportlichen Vergnügen von Pferd und Reiter:in dient, ohne das Ziel der Turnierteilnahme zu verfolgen. Das Freizeitreiten umfasst als Sammelbegriff verschiedenste Ausprägungen und Aktivitäten mit dem Pferd und vereinigt die verschiedenen Reitweisen. Dazu gehört das Wanderreiten über längere Strecken durch die Natur genauso wie der Breitensport.

Für einen kurzen Moment fliegen – Springreiten macht das möglich. (Foto: Dana Taylor)

Im Rausch der Geschwindigkeit

Bis zu 70 km/h schnell kann es bei Galopprennen wie hier in Zweibrücken zugehen. (Foto: Dieter Schädrich)

Daneben werden in der Westpfalz auch andere Disziplinen ausgeübt, wie der Galopprennsport, der in diesem Jahr sein 200-jähriges Jubiläum feiert. Auf den beiden Rennbahnen in Miesau und Zweibrücken finden alljährlich Renntage statt, die Besucher aus Nah und Fern anlocken. Zu den Gästen zählen nicht nur Pferdesportfreunde, sondern auch lokale Politiker:innen und die einheimische Bevölkerung. Galopprennen haben sich zu einem wahren Zuschauermagnet entwickelt und gelten nicht selten als lokales Großereignis. Bei den mit den Rennen oft verbundenen Sportwetten war schon mancher Westpfälzer erfolgreich, mancher hat sich aber auch verzockt.

Weniger bekannte Disziplinen sind der Fahrsport, wobei das Pferd vor eine Kutsche oder einen Wagen gespannt wird und das Voltigieren, bei dem die Turner:innen auf dem galoppierenden Pferd akrobatische Übungen präsentieren. Auch diese beiden Disziplinen sind Gegenstand von Wettbewerben, wie bei den Fahrturnieren in Lauterecken und Zweibrücken oder den Voltigier-Turnieren in Standenbühl oder auf der Bundenbacherhöhe. Darüber hinaus sind auch Westernreiter:innen in der Westpfalz beheimatet, vor allem auf der CPG Stone Hill Ranch in Altenglan. Die an die Rancharbeit der Cowboys angelegten Disziplinen, wie Trail, Reining und Pleasure erfordern mindestens genauso viel Können wie die englischen Reitweisen. Abgerundet wird das Angebot an Pferdesportarten durch weniger weit verbreitete Disziplinen wie das Jagdreiten, den Polo-Sport, barocke Reitweisen, wie in der Reitschule von Torsten Milz unterrichtet sowie die Working Equitation, in der sich Stefan Schneider vom Rothenkircherhof internationale Bekanntheit verschafft hat.

Pony oder doch Großpferd?

Was die Pferderassen betrifft, ist die Westpfalz vor allem für die folgenden Drei bekannt: Zum einen für den Haflinger, der durch das typische fuchsfarbene Fell sowie die helle Mähne und Schweif leicht zu erkennen ist. Die ursprünglich aus Südtirol stammende Rasse hat sich als verlässlicher Sport- und Freizeitpartner etabliert und ist innerhalb der Region auf dem Lammelbacher Hof sowie auf dem Heckenaschbacherhof beheimatet. Noch etwas beliebter als der Haflinger sind die Islandpferde, die bei insgesamt fünf Reitställen im Mittelpunkt stehen. Die robusten Ponys überzeugen mit freundlichem Charakter und bis zu zwei zusätzlichen Gangarten, dem Tölt und dem Pass. Als waschechte Pfälzer gelten die Zweibrücker. Der Grundstein dieser heute (inter-)national beliebten Sportpferderasse wurde im Landgestüt Zweibrücken bereits vor 250 Jahren gelegt.

Gut zu erkennen: der Haflinger mit fuchsfarbenem Fell und heller Mähne. (Foto: Celine Hirsch)

Der Ursprungsort einer echt westpfälzischen Pferderasse: Das Landgestüt in Zweibrücken. (Foto: Dana Taylor)

Reiten, Staunen und Shoppen

Der Quirnbacher Pferdemarkt findet traditionell am zweiten Mittwoch im November statt. (Foto: Dana Taylor)

Obwohl auf den Reitanlagen der Region das ganze Jahr über reger Betrieb herrscht, trifft sich die Pferdewelt vor allem bei Veranstaltungen, Events und Turnieren. Besonders beliebt sind hier das dreitägige Miesauer Pfingstturnier mit dem Fackelspringen am Sonntagabend, bei dem die Reiter:innen ab Anbruch der Dunkelheit über mit Fackeln beleuchtete Hindernisse fliegen. Darüber hinaus erreichen auch die anderen Reitturniere der Westpfalz hohe Teilnehmer- und Besucherzahlen – vor allem, wenn Prüfungen bis zur schweren Klasse ausgeschrieben sind, wie in Pirmasens-Winzeln, Zweibrücken, Kleinbundenbach oder dem Reitturnier auf dem Fröhnerhof in Mehlingen. Viel Spaß und spannende Prüfungen verspricht auch das Islandpferdeturnier Hestakeppni auf dem Islandpferdehof Móarbær.

Als besondere Highlights gelten die heiß begehrten Pferdeshows, wie die Nacht der Pferde auf dem Rothenberghof in Kaiserslautern oder der Galaabend in Zweibrücken. Eine lange Tradition hat zudem der Quirnbacher Pferdemarkt, der bereits seit 1877 jährlich stattfindet. Im Volksmund wird der Markt bis heute auch als „Heiratsmarkt“ bezeichnet, da sich die Bauern zu früheren Zeiten bei den Feierlichkeiten gegenseitig ihre Kinder versprachen. Wer bereit ist, die Westpfalz zu verlassen, den erwartet auch bei den großen Maimarktturnieren und der Messe Equitana Open Air in Mannheim ein spannendes Programm.

Westpfälzer Profisportlerinnen und Sportler

Bekanntheit weit über die Region hinaus erlangten einige Westpfälzer:innen mit ihren sportlichen Leistungen. Allen voran die Dressurreiterin Uta Gräf die ihre auf dem Rothenkircherhof bei Kirchheimbolanden lebenden Pferde erfolgreich bis zum Grand Prix trainiert und vorstellt. Daneben ist Uta Gräf die Landestrainerin der Para-Dressurreiter. Auch ihr Lebensgefährte Stefan Schneider ist international erfolgreich, allerdings nicht im Dressursport, sondern bei der Working Equitation. Gemeinsam bilden beide sowohl junge Pferde als auch Reiter:innen aus und geben bei Shows einen Einblick in ihre Trainingsmethoden.

Im Pferdesport Zuhause ist auch Melanie Bischoff und das bereits seit ihrer Kindheit. Die Trägerin des goldenen Reitabzeichens ergatterte bereits Pfalzmeister- und Landesmeister-Titel im Springreiten und konnte einige Siege in Springprüfungen der schweren Klasse verzeichnen. Ebenfalls im Springsport aktiv ist Steffen Hauter, der bereits in dritter Generation einen Pferdesportbetrieb in Großsteinhausen führt. Hier bildet der Landesmeister, zu dessen Erfolgen mehr als 100 Siege in schweren (internationalen) Springprüfungen zählen, auch Pferdewirte aus.

Die Landestrainerin der Para-Dressurreiter: Uta Gräf. (Foto: Uta Gräf)

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