Sagen und Geschichten aus der Westpfalz | Teil 2
Eifersucht, Schrecken und gebrochene Herzen
In diesem Teil unserer Sagen und Geschichten-Reihe wird es dramatisch: heimtückische Nebenbuhler und ein erbarmungsloser Ritter, unter dem ein gesamtes Volk leiden musste. Um wen es sich hier wohl handelt?
Und was passiert, wenn der Teufel wütend wird? Kann man an einem gebrochenen Herzen sterben?
Die Antworten gibt es in Teil 2 unserer Blog-Reihe mit 4 spannenden Sagen aus der westpfälzischen Vergangenheit.
Das Mahl am Teufelstisch – Wer nicht teilen will, verliert bisweilen alles
Der Teufel mit den Damen bei Speis und Trank. (Bild: Harald Kröher)
Einen Teufel sollte man wohl eher nicht verärgern – dies mussten auch einige Ritter schmerzlich erfahren.

Diese waren einst mit ihren Edelfrauen im Wald unterwegs und suchten sich gerade einen geeigneten Platz zur Mittagsruhe.
Der Teufel traf auf die Gruppe und fragte, ob er sich zu ihnen gesellen durfte, was er dann schließlich tat und zur Unterhaltung sang und spielte. Als sich die Ritter und Edelfrauen dann mit einer Mahlzeit stärkten, ließen sie den Teufel nicht daran teilhaben. Er wurde daraufhin so wütend, dass er den Rittern drohte, sie am Spieß zu braten. Daraufhin folgte nur verhöhnendes Gelächter, was ihnen augenblicklich zum Verhängnis wurde – denn der Teufel richtete sie ohne Gnade alle nacheinander hin.
Anschließend baute sich der Teufel seinen berühmten Teufelstisch, indem er 2 Felsen auf die Anhöhe brachte und eine Steinplatte darüberlegte. An diesem Tisch lud er die Damen zum Speisen ein.

 

 

Die Liebe, die nicht sein sollte – Das Burgfräulein von Wilenstein
Liebeskummer haben sicherlich einige Menschen in ihrem Leben schon einmal erlebt. „Das wird schon wieder“, heißt es oft zur Aufmunterung. In der folgenden Geschichte jedoch brachte der Liebeskummer für die beteiligten Menschen ein trauriges Ende.

Sie handelt von dem Burgfräulein von Wilenstein, das von ihrem Erker aus täglich einen jungen Schäfer beobachtete und seinen Gruß erwiderte, während er seine Herde an der Burg Wilenstein-Flörsheim vorbeitrieb.
Des Burgfräuleins Vater entschied jedoch, seine Tochter mit dem Ritter Siegebert zu vermählen. Trotzdessen gewährte er ihr, den Schäfer noch ein letztes Mal vom Erker aus zu sehen. Doch das Burgfräulein wartete vergebens auf ihren Schäfer. Besorgt eilte sie zu der Stelle, an der stets seine Herde weidete und erfuhr dort, dass er an einem gebrochenen Herzen verstorben sei. Voller Kummer und Trauer wankte sie zurück, fiel in einen Bach und ertrank.
Zum Andenken an seine Tochter errichtete ihr Vater ein Kirchlein und ließ einen Hirtenstab und eine Flöte in den Steinturm einfügen.

Finden kann man diese Symbole am Turm des Aschbacherhofes.

 

Der Liebeskummer war für das Burgfräulein unterträglich. (Foto: Harald Kröher)
Die Heimtücke des Nebenbuhlers – Hildegard von Hoheneck
Die jungfräuliche Hildegard von Hoheneck machte sich eines Tages auf den Weg zu ihrer Burg Hohenecken und schoss unterwegs mit Pfeil und Bogen auf einen Vogel.
Der Pfeil landete so tief im Gestrüpp, dass sie ihn nicht mehr finden konnte. Wenige Tage später kam ein Holzhacker aufgeregt zum Schloss gelaufen und verkündete, dass Hildegards Verlobter Nibling von Flörsheim tot im Wald aufgefunden wurde.
Die Jungfrau eilte zu der Stelle und erkannte sofort den Pfeil, mit dem sie vor einigen Tagen auf den Vogel gezielt hatte. Eine alte Waldfrau hatte ihr zuvor vorausgesagt, dass ihr Verlobter durch einen ihrer Pfeile getötet werden würde, jedoch hatte sie dies nicht ernst genommen. Nun sollte die Waldfrau Recht behalten, er war mit Hildegards Pfeil getroffen worden, von einem Nebenbuhler des Ritters von Flörsheim. Dieser hatte den Pfeil im Wald gefunden, mit dem er dann Hildegards Verlobten aus dem Weg räumte.
Hildegard ließ für ihren Geliebten an der Stelle im Wald eine Kapelle errichten und machte eine fromme Stiftung an das Kloster Enkenbach.

 

Der Geliebte von Hildegard von Hoheneck wurde mit ihrem eigenen Pfeil getroffen. (Bild: Harald Kröher)
Ritter ohne Ritterlichkeit – Wenn du nicht hörst, kommt der Hans Trapp!
Kinder, nehmt euch in Acht vor dem Hans Trapp! (Bild: Harald Kröher)
In unserer Region sorgt Knecht Ruprecht bei unartigen Kindern in der Adventszeit für Angst und Schrecken. Im ganz unteren Elsass ist Hans Trapp dafür bekannt. Dieser war im späten 15. Jahrhundert Besitzer der Burg Berwartstein als Lehen. Besonders das arme Volk im Schlettenbacher Tal und die Weißenburger Mönche mussten unter ihm leiden – er bedrängte, schikanierte und unterdrückte sie, bis er im Jahr 1503 starb und in der St. Anna Kapelle bei Niederschlettenbach begraben wurde.

Hans Trapp kann man jedes Jahr auf dem Wissembourger Weihnachtsmarkt am 4. Adventswochenende bewundern. Es wird ein Weihnachtsumzug veranstaltet, bei dem erst Hans Trapp mit seinen Räubern durch die Straßen zieht, angekündigt von Trommelschlägen einer Gruppe Mönche. Danach kommt das Christkindl auf einer beeindruckenden Kutsche herangefahren.
Schon jetzt ein (sehr früher) Tipp für die Weihnachtszeit: Der Wissembourger Weihnachtsmarkt ist definitiv einen Besuch wert.

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