Von visionären Ideen und ihren Erfindern | Teil 2

Es gibt wieder Neues aus dem IDEENWALD: Drei weitere durch die gemeinsame Netzwerkmarke des Gründungsbüros von TU und Hochschule Kaiserslautern unterstütze Startups erzählen uns ihre Geschichte. Im Dialog mit den Mitarbeitenden vom IDEENWALD berichten die Jungunternehmenden über ihren Schritt in die Selbstständigkeit und verraten nicht nur ihre Pläne für die Zukunft, sondern auch die Geheimnisse ihres Erfolgs. Die Interviews mit den Gründern können in ausführlicher Form auf dem Blog IDEENblatt nachverfolgt werden.

Keimzelle vieler Startups aus der Westpfalz: Der IT-Standort Kaiserslautern, der mit seinem waldnahen Uni-Campus und angegliederten Instituten auch als „Silicon Wood“ – in Anlehnung an das kalifornische Silicon Valley – bezeichnet wird.

 

EVOLIME Radial Composites: Fahrradlaufräder von morgen

Hohe Ziele haben sich die Gründer von EVOLIME Radial Composites gesetzt: Sie wollen das Rad neu erfinden. Hinter EVOLIME stehen der Initiator des Startups Dr.-Ing. Marcel Bücker und seine beiden Mitgründer Dr. rer. Pol. Thomas Robbert und Dipl.-Ing. Valentin Hörtdörfer. Gegenstand des Unternehmens ist die Entwicklung eines vollautomatisierten Verfahrens zur Herstellung von Fahrradlaufrädern aus Faserkunststoffverbund. Damit reagieren die Gründer auf einen momentan noch sehr aufwändigen Herstellungsprozess von Carbon-Laufrädern mit vielen händisch durchzuführenden Arbeitsschritten. Mit innovativen Methoden, bei welchen Fasern auf Formteile aufgewickelt und dabei zu Radstrukturen umgeformt werden, möchten sie diesen Arbeitsprozess erleichtern.

Die Idee zum Startup entstand im Jahr 2017. Anlass war ein Aufruf der deutschen Automobilindustrie Verfahren zu entwickeln, mit welchen Automobilfelgen aus Faser-Kunststoffverbunden schnell, preiswert und effizient hergestellt werden können. Diesem Aufruf folgte Bücker, der sich bereits während seiner Promotion mit einer ähnlichen Thematik beschäftigt hatte. Schnell war auch sein Mitbewohner und Freund Thomas von der Idee überzeugt. Komplettiert wird das Team von EVOLIME durch Valentin, wobei die Rollen im Startup klar verteilt sind: Marcel leitet die Entwicklung, Valentin die Fertigung und Thomas übernimmt den kaufmännischen Bereich. Mittlerweile hat sich EVOLIME vom Automobil weg hin zur Fahrradbranche orientiert und möchte dort Akzeptanz für den Werkstoff Carbon schaffen.

Für die Zukunft haben die Jungunternehmer schon konkrete Pläne – sie möchten das leichteste Laufrad der Welt entwickeln. Aktuell steht das Unternehmen kurz vor seinem Markteintritt. Eine erste Produktvorserie sollte im Sommer 2021 fertiggestellt und dann erstmals vor großem Messepublikum präsentiert werden. Großes Ziel der Gründer ist, dass in naher Zukunft sowohl Hobby- als auch Profisportler international von der Leichtigkeit der Fahrradlaufrädern profitieren können.

Erfinden das Rad neu: Die Jungs von EVOLIME (Foto: Evolime GmbH).

A+ Composites: Die Revolution des Tape-Marktes

Mit Faserverbundwerkstoffen beschäftigt sich auch das Unternehmen A+ Composites um Gründer Dr. Markus Brzeski. Der Jungunternehmer hat mit einer Innovation im Tapelegeverfahren den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und reagiert damit auf den bisher sehr kostspieligen Herstellungsprozess von Tapes. Dieser umfasst die Schaffung von Materialkombinationen aus thermoplastischen faserverstärkten Kunststoffen und anderen Bauteilen. Der Gründer entwickelte eine günstigere, zeitsparende und zugleich ressourcenschonende Herstellungsmethode, mit der das Unternehmen nun den Markt erobern möchte. Dabei steht für die Mitarbeitenden eins im Vordergrund: kundenindividuelle Lösungen schaffen, weshalb die Produktpalette von A+ Composites mittlerweile mehr als 200 Tapes umfasst.

Nach seinem Maschinenbaustudium in Bremen und ersten Praxiserfahrungen beim Unternehmen Airbus führte die Promotion Markus Brzeski in die Westpfalz zum Institut für Verbundwerkstoffe. Die Idee zum Startup entstand während seiner Forschungsarbeit und wurde durch Professor Mitschang unterstützt. Anfangs hielt sich Brzeski nicht für einen Selbstständigen, weshalb er nach der offiziellen Gründung im Juni 2015 erst in die Rolle des Geschäftsführers hineinwachsen musste. Weitere Hürden stellten die Koordination der Mitarbeitenden und die Verknüpfung von Forschung und Praxis dar. Zur Bewältigung dieser Hindernisse trugen die Unterstützungen des Gründungsbüros und des EXIT-Forschungstransfers bei.

Wohin die Reise einmal gehen soll, dafür hat der Gründer schon konkrete Vorstellungen: Ziel ist nicht nur das Startup und seine Produkte weiterzuentwickeln, sondern vor allem die Unternehmenswerte nie zu verlieren. Insbesondere eine harmonische Zusammenarbeit im Team hat für Brzeski einen hohen Stellenwert. Auch, wenn in naher oder ferner Zukunft ein Standort in den USA in direkter Nähe zu den Faserherstellern anvisiert wird, ist zuerst ein Umzug innerhalb der Westpfalz geplant. Damit soll Platz für den Aufbau einer Serienproduktion geschaffen werden, die sich momentan noch am Anfang befindet.

In der Rolle des Geschäftsführers angekommen: Dr. Markus Brzeski (Foto: A+ Composites GmbH)

 

Innovationsbühne: Digitalisierungsagentur und Talentpool

Bereits als Schülerin hegte Vanessa Glaser den Wunsch ein eigenes Unternehmen aufzubauen. Diesen hat sie sich nach der Ausbildung zur Industriemechanikerin und einem Studium zur Wirtschaftsingenieurin erfüllt. In den Folgejahren ihres Studiums konnten weder ihre Tätigkeit beim Automobilhersteller Porsche noch verschiedene Nebenjobs die Gründerin vollständig zufriedenstellen. Keine Arbeitsstelle vereinte alle ihre Interessen, weshalb sie die Innovationsbühne gründete.

Das Startup besteht aus zwei unterschiedlichen Bereichen, der Digitalisierungsagentur und dem Talentpool. Die Digitalisierungsagentur berät kleine und mittlere Unternehmen bei allen Projekten rund um die Digitalisierung. Glaser und ihr Team unterstützen beim Online-Marketing, veranstalten Workshops und sind zudem in der App- und Programmentwicklung tätig – dem Kunden wird ein Rundum-sorglos-Paket geboten. Der zweite Bereich des Startups, der Talentpool, dient der Personalvermittlung von Studierenden und Auszubildenden. Diese können sich mit ihrem Lebenslauf an das Startup wenden und ein Profil anlegen lassen. Das Startup gleicht das Profil der Talente mit dem in Stellenangeboten geforderten Arbeitnehmerprofil ab und stellt bei einem Treffer Kontakt her. Das Kundenspektrum erstreckt sich dabei uneingeschränkt über alle Altersklassen und Branchen.

Als Ziel für die nächsten Jahre hat sich das Team vorgenommen noch viele weitere kleine und mittlere Unternehmen in eine digitale Zukunft zu begleiten und für sie angepasste Lösungen zu entwickeln. Daneben soll auch der Talentpool weiter gefüllt werden. Dabei möchte Glaser vor allem eins tun: Frauen ermutigen, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Wie die Zukunft im Detail aussieht, davon lässt sich die Gründerin überraschen. Vielmehr möchte sie im Hier und Jetzt jeden Tag ihr Bestes geben und die Weiterentwicklung ihres Startups aktiv und engagiert angehen.

Hat ihren Traum von der Selbstständigkeit verwirklicht: Vanessa Glaser (Foto: Innovationsbühne).

 

Hier geht’s zum Interview von EVOLIME mit Unispectrum.

Hier findest du einen Beitrag aus dem Sat1 Regionalmagazin mit Gründer Markus Brzeski von A+ Composites.

 

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