Von visionären Ideen und ihren Erfindern | Teil 3

Der IDEENWALD ist mit den Portraits von drei weiteren Gründer:innen zurück. In dieser Reihe erzählen uns durch die gemeinsame Netzwerkmarke des Gründungsbüros von TU und Hochschule Kaiserslautern unterstützte Startups ihre Geschichte. Im Dialog mit den Mitarbeitenden vom IDEENWALD berichten die Jungunternehmenden über ihren Schritt in die Selbstständigkeit und verraten nicht nur ihre Pläne für die Zukunft, sondern auch die Geheimnisse ihres Erfolgs. Die Interviews mit den Gründern können in ausführlicher Form auf dem Blog IDEENblatt nachverfolgt werden.

Keimzelle vieler Startups aus der Westpfalz: Der IT-Standort Kaiserslautern, der mit seinem waldnahen Uni-Campus und angegliederten Instituten auch als „Silicon Wood“ – in Anlehnung an das kalifornische Silicon Valley – bezeichnet wird.

 

Formen+Normen Designstudio: Die Erfindung des Visual Tabata

In ihrem Designstudio Formen+Normen, abgekürzt FUN, verbindet Gründerin Michaela Wenner ihre beiden Lebenswelten: den Sport und das Kreative. Die Kommunikationsdesignerin und Hindernisläuferin hat dazu eine Technik entwickelt, die sich „Visual Tabata“ nennt. Bei dieser Methode der visuellen Kommunikation werden Bildimpulse von je 20 Sekunden Dauer gesendet. Das Auge muss in kurzer Zeit die empfangenen Signale filtern und zum Beispiel Farben und Formen, Abstraktes und nicht Abstraktes unterscheiden. Dabei werden die eigene Reflexion angeregt sowie Assoziationen und visuelle Eindrücke zu den gezeigten Bildern erfasst. Ziel des Prozesses kann die Entwicklung von Slogans oder Geschäftsideen aber auch die Festlegung auf ein Designschema sein.

Nachdem Wenner 15 Jahre lang in mehreren Werbeagenturen tätig war, beschloss sie, sich während ihrer Elternzeit mit einem eigenen Studio selbstständig zu machen. Anlass dafür war mitunter die schwierige Vereinbarkeit von Familie und Arbeitsleben in den Agenturen. Im Januar 2019 wurde die Gründung offiziell, den Namen ihres Studios hatte sich Wenner aber schon einige Jahre vorher überlegt als, sie bereits mit dem Gedanken der Selbstständigkeit spielte. Ein Erfolgskriterium für die gelungene Gründung sieht die Unternehmerin in der Netzwerkarbeit. Nur mithilfe ihrer Partner und Kollegen konnte das Studio erfolgreich aufgebaut werden. Auch, weil eben Aufgabenbereiche nicht zu den eigenen Kompetenzen gehören, wie die Steuer bei der Kommunikationsdesignerin.

Die Kunden des Studios FUN umfassen kleine bis mittelständische Unternehmen. In Zusammenarbeit mit einer Agentur kann die Gründerin aber auch Großprojekte verwirklichen und dadurch ein größeres Leistungsspektrum anbieten. Die Ziele für die Zukunft sind bereits formuliert: Wenner möchte fünf Mitarbeiter:innen beschäftigen und einen 6-Stunden-Arbeitstag etablieren. Dieser soll nicht nur möglichst effizientes Arbeiten, sondern auch genügend freie Zeit für den Ausgleich vom Arbeitsalltag ermöglichen. Das Visual Tabata möchte die Entrepreneurin am liebsten in einer App für jedermann verfügbar machen. Damit soll nicht nur die Wertschätzung für gestalterische Aspekte gesteigert, sondern auch Beachtung für die Gesundheit im Arbeitsleben erlanget werden.

Verbindet in ihrem Studio Sport- und Designwissenschaften: Michaela Wenner (Foto: Formen+Normen Designstudio).

let’s dev: Maßgeschneiderte Individualsoftware

Das Potential mobiler Applikationen, kurz Apps, haben die beiden Gründer und Brüder Karl und Christian Wack bereits frühzeitig erkannt als diese noch auf dem Vormarsch waren und das Startup lets’s dev geschaffen. Gemeinsam mit ihrem Team sind sie in der Entwicklung von Individualsoftware tätig und schaffen Anwendungslösungen im gesamten Aufgabenfeld der digitalen Produktentwicklung – und das ganz den individuellen Wünschen ihrer Kunden entsprechend. Das Leistungsportfolio des Unternehmens umfasst neben der App-Entwicklung auch die Entwicklung von Webseiten und -anwendungen, Clouds und von Backend-Lösungen.

Die Idee zur Gründung von lets’s dev entstand im Rahmen eines Forschungsprojekts von Christian Wack, bei welchem sich der Unternehmer mit Apps und mobilen Navigationssystemen auseinandersetze. Auch sein Bruder Karl bemerkte das Potential mobiler Anwendungen während seiner Tätigkeit beim Autohersteller Daimler, weshalb die Geschwister den Schritt hin zum eigenen Unternehmen wagten. Zuvor hatten beide ein Studium der digitalen Medien an der Hochschule Kaiserslautern absolviert.  Unterstützung bei der Gründung bot das EXIST-Gründungsstipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, das den Gründern zwölf Monate lang den Lebensunterhalt, Sachausgaben und Coachings finanziert. Nach der offiziellen Gründung im Jahr 2013 folgten bereits rasch erste Erfolge: let’s dev wird mit dem Gründerpreis der TU Kaiserslautern ausgezeichnet.

Heute hat sich das einstige Startup zu einem etablierten Unternehmen mit 45 Mitarbeitenden und zwei Geschäftsstandorten in Hamburg und Karlsruhe entwickelt. Nach einer Vielzahl an umgesetzten Projekten und Einzelfalllösungen für Auftraggeber aus den verschiedensten Branchen konnte das Team einen breiten Kundenstamm aufbauen. Die ursprüngliche Vision der Brüder, ein eigenes Büro zu gründen, ist mittlerweile dem Ziel gewichen, ein eigenes Produkt- und Academy-Angebot aufzubauen. Für den Erfolg entscheidende Faktoren sehen die Gründer bei der eigenen Überzeugung von der Idee und dem persönlichen Engagement. Für mindestens genauso wichtig halten sie es aber auch, die Produkte in hochwertiger Qualität und innerhalb des abgemachten Zeitrahmens beim Kunden abzuliefern.

Entwickeln Software für jeden Kunden: Die Gründer und Brüder Christian und Karl Wack (Foto: let’s dev)

 

MODISCH: Die Sounds von Stephan Baumann

Das Musiklabel MODISCH von Gründer Stephan Baumann entstand rein zufällig: Im Jahre 2014 lernte er den Keyboarder Daniel Nentwig von der Band „The Whitest Boxs Alive“ kennen, in dessen Studio er sein erstes Mini-Album, EP genannt, aufnehmen durfte. Mittlerweile ist bereits seine zweite EP veröffentlicht, bei der Baumann erstmals alles selbst einspielte. Das besondere an MODISCH: Baumann schafft mit seinen innovativen Klängen eine ganz eigene Musikrichtung, die sich nicht unbedingt (nur) einem bestehenden Stil zuordnen lässt – ganz modisch eben. Was ihn von vielen anderen Künstler:innen unterscheidet, ist, dass er mit den Songs nicht unbedingt eine Message vermitteln möchte. Vielmehr sollen seine Zuhörer:innen bei lauten Beats zum Tanzen animiert werden.

Seine Liebe zur Musik entdeckte Baumann bereits im Kindesalter. Mit sieben Jahren begann er der Heimorgel erste Töne zu entlocken und spielte später in seiner Jugend in einer Coverband. Hier kam er erstmals mit Synthesizern und elektronischen Tönen in Berührung, die heute seine Songs prägen. In den 1990er bis 200er Jahren war der Gründer Mitglied eines Hip-Hop-Acts und stand bei einem Indie-Label unter Vertrag. Ein Einstieg in das professionelle Musik-Business wurde mit einem abgelehnten Vertrag einer Plattenfirma zu dieser Zeit allerdings verpasst. Bis zur Gründung seines eigenen Labels arbeitete Baumann hauptberuflich in der Computerforschung an einem Kaiserslauterer Forschungsinstitut und konnte seine beiden Tätigkeiten dank flexibler Arbeitszeiten gut vereinen. Heute hat sich sein Arbeitsalltag grundlegend verändert: rund 90 Prozent der Zeit verbringt der Musiker mit Aufgaben, die früher das Label erledigt hätte, wie Presse- und Social-Media-Arbeit oder Design.

Seine Inspiration nimmt Baumann hauptsächlich aus seinen Begegnungen mit Menschen aus aller Welt. Wichtig ist ihm dabei die Flexibilität und Unvoreingenommenheit – gerade die zufälligen, ungeplanten Begegnungen brachten ihn am meisten weiter. Daneben hört er viel Musik von anderen Künstler:innen und lässt sich zu eigenen Sounds reizen. Für die Zukunft bestehen bereits Ideen für seine dritte EP zum Thema Disco. Mit drei EPs würde sich für den Musiker auch die Chance eröffnen, eigene Shows zu spielen. Jungen Künstler:innen gibt er mit auf den Weg, Kontakt zu einer professionellen Institution, wie der Popakademie in Mannheim, aufzunehmen, um den harten Weg des Musikgeschäfts nicht im Alleingang bestreiten zu müssen.

Mit seinem Label MODISCH hat Stephan Baumann seine Leidenschaft zur Musik zum Beruf gemacht (Foto: MODISCH).

 

Hier geht’s zum let’s dev Blog und zum Artikel der Süddeutschen Zeitung mit den beiden Gründern

Hier findest du das Interview von Stephan Baumann (MODISCH) mit dem Goethe-Institut

 

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