Foto: Harald Kröher
Von Fischen, Fußball und Forschung – Zehn historische Fakten über die Barbarossastadt Kaiserslautern (Teil 2)

Haben euch die Fakten über Pirmasens gefallen? Die Blockbeitragsreihe zu unseren westpfälzischen Heimatstädten nimmt als nächstes Kaiserslautern unter die Lupe. Zehn weitere spannende Fakten laden dazu ein in die Vergangenheit zu reisen und neue Erkenntnisse über unsere Heimat zu erhalten. Wir sind gespannt wie viel davon ihr schon wusstet.
1. Kaiserslautern – Die Stadt des klaren Wassers
Um 830 hat es die erste urkundliche Erwähnung der „villa Luthra“ im Lorsscher Reichsurbar gegeben. „Luthra“ oder auch „Hlutraha“ steht für „klares Wasser“ auf Germanisch und deutet auf eine Flusslage hin. Die deutsche Namensform „Kaiserslautern“ ist auf das Jahr 1322 zurückzuführen. Das Reichsland und mit ihm die Stadt Lautern sind an Johann von Böhmen verpfändet worden. In der Verpfändungsurkunde ist zum ersten Mal die deutsche Namensform „Kaiserslautern“ (Kaysers Luter) erschienen.
Kaiserslautern wird auch als „Barbarossastadt“ bezeichnet. Diesen Namen verdankt die Stadt dem König, später Kaiser, Friedrich I., der auch als Barbarossa (Rotbart) aufgrund seines roten Bartes bekannt ist. Barbarossa ließ in Kaiserslautern eine Kaiserpfalz, eine Wehr- und Verwaltungsburg errichten und spielte eine wichtige Rolle in der Stadtentwicklung.

Friedrich I. Rotbart genannt Barbarossa (Foto: Free Pic, PD by age)

Fisch-Skulptur in Kaiserslautern (Foto: Dr. Hans-Günther Clev)
2. Fisch im Wappen – Sage oder Wirklichkeit?
Der Fisch im Stadtwappen von Kaiserslautern geht wohl auf eine Sage von einem riesigen Hecht zurück, der 1497 im Kaiserwoog von Barbarossas Enkel, Kaiser Friedrich II. gefangen worden war. Diesen soll Barbarossa selbst im Jahr 1230 dort ausgesetzt haben. Ganze 5,7 Meter lang, 350 Pfund schwer und stolze 267 Jahre alt soll er gewesen sein. Zudem trug er einen Ring mit griechischer Inschrift. Der riesige Hecht wurde nach Heidelberg zu Kurfürst Philipp gebracht und an der Tafel dort verspeist. Den Kaiserwoog gibt es heute leider nicht mehr, da im 18. Jahrhundert die Teiche stückweise trockengelegt worden sind. Der Fisch im Wappen hat sich jedoch gehalten. Viele weitere spannende Sagen und Geschichten aus der Westpfalz findet ihr in unserer Blogbeitragsreihe „Sagen und Geschichten aus der Westpfalz“.
Zum 725-jährigen Jubiläum der Stadt im Jahr 2001 sind durch den Künstler Karl Seiter mehr als 250 Modell-Fische unter dem Motto „fishing for fantasy“ in der Stadt ausgestellt worden. Gekauft und gestaltet wurden diese von Firmen, Behörden, Institutionen und Privatpersonen. Viele davon können bis heute bewundert werden.
3. Reformation in Lautern – zwischen Spaltung und Vereinigung
Nach Luthers Thesenanschlag hat die Reformation 1554 dann auch Kaiserslautern erreicht. Dies brachte diverse konfessionelle Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Lutheranern mit sich. Erst 1705 konnten die Auseinandersetzungen durch die Kurpfälzische Religionsdeklaration beendet werden. 1711 ist die Unionskirche in Kaiserslautern für die lutherische Gemeinde errichtet worden. Bis in die 60er Jahre trug die Kirche offiziell den Namen „Lutherkirche“.
1818 schlossen sich dann die reformierte und lutherische Kirche in der Stiftskirche zur protestantischen pfälzischen Landeskirche zusammen. Wodurch die fast 300 Jahre andauernde Spaltung ein Ende gefunden hat.
Im Zuge der Industrialisierung und dem Anstieg der Bevölkerungszahlen entschied sich das überwiegend protestantisch geprägte Kaiserslautern zum Bau einer dritten protestantischen Kirche, der Apostelkirche.

Stiftskirche (Foto: Harald Kröher)

Brücke zur RPTU (Foto: Mario Escherle)
4. Hochschulen und Universitäten – ein Wandel der Zeit
Die Hohe Kameral-Schule zu Lautern ist 1774 gegründet worden und ist damit die älteste kameralistische Fachhochschule Europas. Bei der Kameralistik handelt es sich um ein besonderes Verfahren der Buchführung, welches in der öffentlichen und kirchlichen Verwaltung eingesetzt worden ist, heutzutage aber größtenteils durch andere Verfahren ersetzt worden ist. 1784 ist die Fachhochschule jedoch bereits nach Heidelberg verlegt worden, was wirtschaftliche Verluste für Kaiserslautern mit sich brachte.
Fast 200 Jahre später, 1970, wurde die Universität Trier-Kaiserslautern für naturwissenschaftliche und technische Fachbereiche gegründet, welche 2003 zur Technischen Universität Kaiserslautern (TU KL) und 2023 schließlich zur Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU) wurde.
1971, nur ein Jahr später, wurde die Hochschule Kaiserslautern (HS KL) mit den Studienorten Kaiserslautern, Pirmasens und Zweibrücken eröffnet.
5. Franzosenzeit in Lautern – Ausbau der Handelsrouten
Die Besetzung der Stadt Kaiserslautern durch französische Truppen erfolgte 1792. Mit dem Friedensschluss von Lunéville wird Kaiserslautern zu einer französischen Stadt und Sitz der Unterpräfektur „Departements Mont-Tonnerre“ (Donnersberg).
Um 1810 veranlasste Napoleon den Bau der „Route Impériale“ oder auch bekannt als Kaiserstraße durch Kaiserslautern. Bis heute ist die Kaiserstraße in vielen Orten noch als Hauptverkehrsstraße oder Landstraße erhalten. Mancherorts ist sogar der Name „Kaiserstraße“ bewahrt geblieben.

Kaiserstraße heutzutage (Foto: Dana Taylor)

Fruchthalle (Foto: Dr. Hans-Günther Clev)
6. Das bayrische Kaiserslautern – über 140 Jahre Geschichte
Mit dem Wiener Kongress 1815 fiel die Pfalz als „Rheinkreis“ an Bayern. 1849 ist es schließlich zum Pfälzischen Aufstand und so auch zur Revolution in Kaiserslautern gekommen. In der Fruchthalle wurde eine „Provisorische Regierung“ gebildet, die die Unabhängigkeit der Pfalz von Bayern proklamierte. Die Revolution scheiterte aufgrund der militärischen Übermacht Bayerns. Am 14. Juni kam es zum Fall der Revolutionsregierung.
Insbesondere die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts – verstärkt nach 1871 – ist eine Epoche des wirtschaftlichen Aufschwungs. Namenhafte Maschinenbauunternehmen wie „Pfaff“ prägten die Stadt, die mit zeitweise über 25 Brauereinen auch Klein-München genannt wird.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Pfalz von französischen Truppen besetzt. Die Zugehörigkeit zu Bayern bestand hingegen weiterhin. Erst mit Ende des Zweiten Weltkriegs und der Gründung des Landes Rheinland-Pfalz am 30. August 1946 ist es zur Loslösung von Bayern gekommen. Ein Volksbegehren zur Wiedervereinigung mit Bayern scheiterte 1956.
7. 1. FC Kaiserslautern – „Elf Freunde müsst ihr sein“
1900 ist der FC Kaiserslautern als ältester Vorgängerclub des heutigen 1. FC Kaiserslautern gegründet worden. Dessen offizielle Namensgebung erfolgte 1931. In den Jahren 1951 und 1953 verzeichnet der Verein erste Erfolge und wird Deutscher Fußballmeister. 1998 ist der Verein erneut siegreich und 2006 wird Kaiserslautern dann Austragungsort von fünf Spielen der Fußball-Weltmeisterschaft. Zu diesem Anlass hat die Stadt 2004 den Löwenburgkreisel, eher bekannt als Elf-Freunde-Kreisel errichten lassen.
Das Fritz-Walter-Stadion ist 1920 eröffnet worden. Seinen Namen erhielt es 1985 zu ehren von Fritz Walter, des früheren FCK-Kapitäns und Ehrenspielführers der deutschen Fußballnationalmannschaft. Das ehemals als Betzenbergstadion bekannte Stadion befindet sich auf dem Betzenberg, weshalb es umgangssprachlich auch einfach Betze genannt wird.
Dieses Jahr dürfen wir dem 1. FCK schon zu seinem 125 jährigen Bestehen gratulieren!

Fans des 1. FC Kaiserslautern (Foto: Benjamin Hörle)

Air Base von oben (Foto: Dr. Hans-Günther Clev)
8. Air Base – amerikanische Nähe zu Kaiserslautern
Die nach dem zweiten Weltkrieg in Ramstein errichtete Air Base durch die Amerikaner ist noch heute das Hauptquartier der amerikanischen Luftstreitkräfte in Europa und auch die NATO ist hier stark vertreten. Die Air Base liegt nur ca. 13 Kilometer außerhalb von Kaiserslautern.
Auf dem Gelände finden regelmäßig wichtige politische Treffen statt. Die Transporteinheit der Air Force ist hier seit 1971 stationiert. Neben dem Transport von Material und Soldaten finden auf der Air Base auch Evakuierungsflüge aus Kriegsgebieten statt. Im Landstuhl Regional Medical Center werden verletzte Soldaten und Soldatinnen behandelt. Es ist das größte US-Krankenhaus außerhalb der USA. Ein Neubau in Weilerbach ist zurzeit im Gange.
Die Bereiche Vogelweh im Westen und im Osten der Stadt Kaiserslautern sind weitere US-Kasernen, die überwiegend Einheiten der Army beherbergen, zu finden.
Im Docu Center Ramstein kann die deutsch-amerikanische Geschichte in einer zweisprachigen Dauerausstellung nachverfolgt werden.

ehemaliges Stationshäuschen in der Eisenbahnstraße (Foto: Dr. Hans-Günther Clev)
9. Neugestaltung Kaiserslautern – seiner Zeit voraus
Von 1916 bis 1935 hat es in Kaiserslautern eine elektrische Straßenbahn gegeben. 1934 hat man sich gegen eine Sanierung dieser entschieden. Ein paar ehemalige Stationshäuschen sind jedoch bis heute erhalten.
In den 1960er Jahren sind viele historische Gebäude abgerissen worden. Es ist zu einer Neugestaltung der Kaiserslauterner Altstadt gekommen. Im selben Zuge sind die Fußgängerzone und das heutige Rathaus entstanden. Das Rathaus ist 84 Meter hoch, hat 24 oberirdische Stockwerke und ganze 3241 Treppenstufen. Zur Zeit seiner Erbauung galt es als höchstes Rathaus Deutschlands.
In den 80er/ 90er Jahren haben sich immer mehr namenhafte Forschungsinstitute in Kaiserslautern angesiedelt, wodurch die Stadt zu einem wichtigen Wissenschafts- und IT-Standort geworden ist.

Rathaus von Kaiserslautern (Foto: Dr. Hans-Günther Clev)

Japanischer Garten in Kaiserslautern (Foto: Liane Dietrich)
10. Die Stadt Kaiserslautern – mal Groß- mal Mittelstadt
1969 wird Kaiserslautern durch die Eingemeindung umliegender Ortschaften offiziell zur Großstadt. Doch die Zahlen schwanken. Laut amtlicher Definition zählt eine Stadt dann als Großstadt, wenn sie mehr als 100.000 Einwohner*Innen aufweist. Kaiserslautern hat je nach Jahr und Art der Erhebung knapp über oder knapp unter 100.000 Einwohner*Innen. Im Durchschnitt zählt sie also zu einer der kleinsten Großstädte in Deutschland.
2000 durfte Kaiserslautern die erste Landesgartenschau austragen. Auf dem Gelände befinden sich verschiedene Freizeitmöglichkeiten sowie ein Dino-Lehrpfad mit lebensgroßen Modellen. Etwa zeitgleich wurde auch der Japanische Garten eröffnet.
2026 steht dann schon das 750-jährige Stadtjubiläum an.
Interesse geweckt? Dann schaut doch mal ins WestpfalzWiki. Hier gibt es viele weitere spannende Fakten zu unserer Region, zum Stöbern oder Vertiefen.
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